23.04.2012

Wie fair ist die Bildung?

Bildung ist einer der Schlüssel für individuellen, gesellschaftlichen (und wirtschaftlichen) Erfolg. Sie beeinflusst individuelle Denkweisen, Perspektiven und Ansichten. Doch zunehmend gerät sie in die Maschinerie einer auf Ökonomie und Erringung subjektiver wirtschaftlicher Vorteile ausgerichteten Kultur – die Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre, die Einführung des Bachelor-/Master-Systems an Hochschulen und die gewachsene Bedeutung von Vergleichsstudien wie PISA sind nur einige Beispiele dieses Prozesses. Einen kritischen Blick auf die bildungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre zu werfen, war Ziel einer vom „Institut für Solidarische Moderne“ veranstalteten „Summer Factory“. Deren Erkenntnisse wurden nun in Form des Sammelbandes „Solidarische Bildung Crossover: Experimente selbstorganisierter Wissensproduktion“ im VSA-Verlag veröffentlicht.

Die Teilnehmer aus Politik, Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, NGOs, Bildungseinrichtungen, Architektur, Kunst, Medien und Wissenschaft haben ihr Wissen zusammengetragen, um den Status Quo zu beschreiben und Perspektiven eines Bildungssystems aufzuzeigen, das nicht auf den Gesetzmäßigkeiten des vermeintlich alternativlosen Neoliberalismus beruht. „Wir wollen eine andere Bildungslogik in die politischen und zivilgesellschaftlichen Institutionen tragen und dort verankern“, schreiben die AutorInnen und weisen auf die Bedeutung von Bildung bei der Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse hin. Zentral sind Forderungen nach weniger Selektion an Schulen und Hochschulen; mehr Zeit zum Lernen; die Stärkung demokratischer Prozesse an Bildungsinstitutionen und angemessene Finanzierung.

Die Stärke des Buches liegt aber weniger in der kumulierten Beschreibung der gegenwärtigen Bildungslandschaft oder der gewünschten Eigenschaften eines solidarischen Bildungssystems, sondern in den Berichten aus den einzelnen Workshops, die sich dezidiert mit Aspekten wie Hochschulen in der Globalisierung, Autonomie und In/Exklusion befassen. Das dabei in „selbstorganisierter Produktion“ erzeugte und vermittelte Wissen ist erhellend und facettenreich [CB].

Johannes Angermüller / Sonja Buckel / Margit Rodrian-Pfennig (Redaktion): Solidarische Bildung. Crossover: Experimente selbstorganisierter Wissensproduktion
Erschienen im VSA-Verlag. 336 Seiten, EUR 22.80, ISBN 978-3-89965-498-1
Weitere Informationen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen